Akt eins Tag drei
Heute haben wir nun den ersten kompletten Urlaubstag in Shkodra und verlassen direkt die Stadt, um uns die beiden Fischerdörfer Shiroka und Zogaj anzusehen, die laut unserem Reiseführer als besonders ursprünglich gelten. Dabei gelten die albanischen Verkehrsregeln: also entweder das Recht des Stärkeren oder eben südländische Gelassenheit.
Zumindest im ersten der beiden Orte hat das Buch komplett gelogen. Von der Ursprünglichkeit des Ortes ist nicht mehr viel übrig – fast jedes Haus mit halbwegs vernünftigen Seeblick ist entweder ein Hotel oder vermietet anderweitig Zimmer. Sehr toll ist auch die Neubauvariante „Quader“ direkt am Berg. Da wäre ich ja schon einmal sehr gespannt den fertigen Zustand zu sehen.

Highlight in Shiroka waren die Lost Places: ein Gebäude direkt im See, zu dem eine nicht sehr vertrauenerweckende Brücke führte. Dieses Gebäude haben wir nur aus der Ferne bewundert, da wir uns nicht über den maroden Zugang getraut haben. Etwas weiter oben im Ort gab es noch eine verlassene Villa, die einmal dem König der Albaner Ahmet Zogu gehört hat. Hier war der Zugang problemlos möglich, das Tor stand offen und das Gelände konnte problemlos betreten werden. Leider war die Treppe zum Obergeschoss schon entfernt und wir haben unser kleines Fluggerät auf eine kurze Erkundungstour geschickt.







Das Dorf Zogaj hatte schon etwas mehr Flair und auch den direkten Schleichpfad in Richtung Montenegro. Also Wanderschuhe an die Füße geschnallt und los! Über Stock und Stein ging es in Richtung Grenze zum Nachbarland.


Wir haben dabei den verlassenen Grenzpunkt besichtigt und kamen dann zu einer neu gebauten Straße, die Montenegro mit Albanien verbinden soll. Irgendjemand hat wohl vergessen, das Vorhaben in Albanien anzukündigen. Nun endet diese Straße auf der albanischen Seite im Nirwana und die einzigen Verkehrsteilnehmer sind Tiere, die mit ihren Kackahaufen die Straße garnieren.


So schließt sich dann wieder der Kreis und wir haben einen weiteren Lost Place ins Visier genommen. Natürlich mussten wir den ganzen Weg wieder zurück laufen. Diese Variante ist beim Wandern immer etwas suboptimal, aber ein Rundweg war an dieser Stelle nicht vorgesehen. Auch ein Bad im See konnten wir nicht realisieren, den geeigneten Zugang haben wir einfach nicht gefunden.
Also auf zum Mittelmeer! Denn der Nachmittag wollte ja auch genutzt werden. Leider sind die Anfahrten immer etwas zeitraubend, da es durchaus Streckenabschnitte mit 30 km/h auch außerhalb von Ortschaften gibt. Natürlich hält sich keine Albaner daran und irgendwann habe ich mich auch dem allgemeinen Verkehrsfluss angeschlossen – no risk, no fun. So haben wir auch den Plazhi Ada erreicht, wo wir uns erst einmal in die etwas trüben Fluten des Mittelmeers wagten – also eine willkommene Abkühlung. Und weil wir schon einmal da waren, haben wir auch noch eine „kleine“ Wanderung vom Strand zum Buna-Delta, also zu dem Punkt, wo der Fluss in das Mittelmeer fließt, unternommen. Generell auch kein Problem, aber der Gatte hatte wohl ein Missverständnis bei der Abschätzung der Entfernung, denn aus „Wir sind gleich da!“, wurde auch noch einmal eine Wanderung von einer Stunde hin, etwas Aufenthalt und natürlich auch wieder eine Stunde zurück. Aber, wenn man schon einmal da (also an einem Fluss-Delta) ist, dann sollte man sich diesen Weg wirklich gönnen. Wo kann man die Flussmündung in ein Meer schon so direkt beobachten.

Auf dem Weg wird man dann auch unausweichlich Zeuge der großen Plastikmüllansammlungen am Strand (Es gibt auch Kuscheltiere, Schuhe, Fernseher-Restteile u. v. m.). Generell hat Albanien ein Problem mit Müll. Die an der Straße aufgestellten Container sind zwar vorhanden, ganz oft haben wir aber die Abfälle nicht in den Behältern, sondern daneben gesehen. Bei den Ansammlungen am Strand ist vermutlich auch der eine oder andere Inhalt für den gelben Sack in Deutschland dabei, der den Weg ins Recycling nicht ganz geschafft hat.


Recht spät zu Hause angekommen, ging auch gleich die Suche nach einer Nahrungsmittelverteilstelle in der Nähe los. Es gab eine Taverne direkt auf der anderen Straßenseite. Wir haben uns dann eine lustige Kombination aus diversen, auch albanischen Gerichten – leckere Frikadellen – zusammengestellt und waren mit jeweils zwei Getränken pro Person mit 28 EUR (2,50 EUR Trinkgeld inklusive) wirklich sehr gut bedient.



Unterwegs und nebenbei: Ziegen nicht ganz auf dem Zebrastreifen
