

Montenegro ist zwar klein, hat aber dennoch ein eigenes Schienensystem, das noch aus jugoslawischer Zeit stammt – daher auch der passende Name: Titos Gebirgsbahn. Die Strecke führt von Bar bis nach Serbien, wurde nach 25 Jahren Bauzeit 1975 eingeweiht, enthält endlose Tunnel und Galerien und überquert Europas höchste Eisenbahnbrücke (198 m). Diese Brücke wurde 1973 fertigstellt und ist immer noch in Betrieb. Dieses Spektakel, die eingesetzten Lokomotiven sind übrigens auch alle 40 Jahre und älter, konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und haben uns für die Fahrt von Podgorica nach Kolašin entschieden. Für diese Strecke zahlt man pro Person 3,40 Euro in der zweiten Klasse oder 5,10 Euro in der Premiumvariante. Wir hatten eigentlich vor, in der ersten Klasse zu reisen, aber die Fahrkartenverkäuferin war wohl des Englischen nicht mächtig und hat uns das Ticket für die zweite Klasse ausgestellt. Wir hatte keine Lust auf Diskussionen in einer Sprache, die wir nicht beherrschen, und haben diese Ticketzuteilung einfach mal hingenommen.

Wenn man nicht gerade durch einen der vielen Tunnel fährt, ist die Fahrt wirklich spannend und bietet spektakuläre Blicke in die Bergwelt. Beim Fotografieren muss man schon schnell sein, da man sonst wieder in einem Tunnel unterwegs ist und dort ist die Aussicht bauartbedingt recht schlecht. Durch die kurvige Streckenführung kann man die Brücke vor der Überquerung rechtzeitig sehen und sich schon einmal am Fenster in Position bringen, um die Überfahrt detailliert zu erleben.





Nach anderthalb Stunden Fahrt hat man die knapp 50 km Erlebnistour überstanden und ist in der kleinen Bergstadt Kolašin angekommen. Diese ist hauptsächlich für Wintersport bekannt, die angrenzenden Berge bieten dafür wohl optimale Bedingungen. Bei unserer Wanderung durch den Ort und angrenzenden Wald, konnten wir etliche Skivermietungen sehen, die ihre Werbung gleich das ganze Jahr über draußen stehen lassen. Nach unserer steigungsreichen Wanderung sind wir dann noch zum Fluss Tara gelaufen und haben unsere heißgelaufenen Füße dort wieder heruntergekühlt.






Der Ort bietet für den Sommer aktuell nur Wandern oder Essengehen, ersteres hatten wir ja mit 14 km schon erledigt, also ging es dann zum nächsten Programmpunkt. Das Restaurant Sherpas lag direkt auf dem Rückweg zur Bahnstation und war wie gemacht für einen Zwischenstopp. Die Karte bot eine Mischung zwischen Tradition und Moderne und wir hatten das berühmte Durmitor-Steak in einer Sesaminterpretation, ein traditionelles Gulasch und als Jugendessen eine Pastavariante mit Pesto und Thunfisch. Mit ein paar Getränken haben wir knapp 60 Euro bezahlt und fanden das Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich sehr angemessen.



Die Rückfahrt fand dann wieder im gleichen Zug statt. Auch diesmal wollten wir in der ersten Klasse fahren, leider gab es keine Sitzplätze mehr. Das Ticket mussten wir im Zug lösen, deshalb sind wir jetzt stolze Besitzer eines handgeschriebenen Fahrscheines. Der Zugbegleiter, konnte auch kein Englisch, hatte wohl einen guten Tag und hat unseren Junior auf 12 Jahre eingestuft, irgendwie kommt man ja mit Händen und Füßen und Zahlen aufschreiben immer irgendwie zurecht. Der Junior fand das gar nicht witzig, da er ja vor ein paar Tagen 16 geworden ist. Der Zugbeleiter ließ keine Widersprüche gelten und so sind wir für 11 Euro (Tarif mit Kind) wieder zurückgefahren.


Leider stand die Sonne sehr ungünstig, so dass sich Reflexionen auf einigen Bildern leider nicht vermeiden ließen. Es war ein toller, mal ganz anderer Ausflug, der auf jeden Fall absolut empfehlenswert ist. Wer nach Montenegro fahren möchte und ausreichend höhenfest ist, sollte sich dieses Ereignis auf keinen Fall entgehen lassen.




