Akt 2 – Tag 1
Unsern Aufenthalt im Norden Albaniens haben wir heute beendet und den Weg in Richtung Albanische Riviera angetreten. Die Entfernung sind zwar nur 310 km, aber durch die Beschaffenheit der albanischen Straßen und der geltenden Tempolimits muss man trotzdem fast fünf Stunden Fahrzeit einplanen. Tempolimit und Straßenbeschaffenheit interessieren die einheimischen Fahrzeugführer so gut wie gar nicht. Also hat man als Tourist die Wahl als Bremser aufzutreten oder den Fahrstil entsprechend anzupassen. Da wir ja etwas Strecke zurücklegen wollten und unser Mobil über ausreichend Federweg verfügt, kam für uns nur Variante zwei in Frage. Damit uns auf der Tour nicht langweilig wird, haben wir uns noch ein paar Zwischenstopps zum Zeitvertreib mit eingebaut.
Den ersten Halt haben wir in Lezha eingelegt, um die Burgruine zu besichtigen. Die ehemalige Festung ist die größte Burganlage Albaniens und der Nationalheld Skanderbeg hat dort 1444 die in Albanien berühmte Liga von Lezha zum Kampf gegen das osmanische Reich gegründet. Um die Wege kurz zu halten, ist unterhalb der Burganlage auch gleich eine Gedenkstätte im tempelartigen Stil (1966 von den Kommunisten!) errichtet worden, da der große Held bei seinem zweiten Besuch in Lezha, nachdem er an Malaria verstorben war, in der damaligen Kirche bestattet worden war.



Die Burg ist sehr gut mit dem Auto erreichbar und ein ausreichend großer Parkplatz ist auch vorhanden. Der Weg vom Parkplatz zur Burg ist zur Zeit nicht komplett passierbar. In Deutschland hätte man die Anlage vermutlich geschlossen oder eine „Ersatzzuwegungskonstruktion mit Fahrtrichtungsorientierungshilfe“ installiert, hier geht der Betrieb über Stock und Stein weiter – be relaxed.

Anschließend gleich noch ein kurzer Fotostopp am Mausoleum. Dort gab es gerade keinen Parkplatz und geschlossen war es auch. Also haben wir einer Superaufgabenteilung umgesetzt: Ich parkte in der zweiten oder dritten Reihe und der Gatte schoss die Fotos durch den Zaun – perfekt gelöst.


Nun also auf zur nächsten Runde. Das orthodoxe Kloster von Ardenica sollte der nächste Zwischenstopp sein. Das Besondere daran, es hatte die Zeit des Kommunismus überlebt, da dieser coole Skanderbeg-Typ dort seine Hochzeit gefeiert hatte. Die Kommunisten konnten diesen Menschen wohl leiden und haben diese religiöse Stätte aus dem 13. oder 14. Jahrhundert deshalb nicht dem Erdboden gleichgemacht. Die Anfahrt war auch hier wieder sehr komfortabel, man kann fast vor dem Eingang parken. Große Ernüchterung vor der Türe – Fotoverbot. Also noch schnell von außen geknipst, was uns so vor die Linse kam. Im Hof kam ein Mitarbeiter der Klosters mit Informationsmaterial auf uns zu und als wir die deutsche Variante anforderten, meinte er Dankeschön. Als Kind war er wohl mal in Soltau gewesen und diese Vokabel hatte er noch parat. Als freundschaftliche Geste bekamen wir noch eine Fotoerlaubnis in der beeindruckend gestalteten Kirche, so lange die avisierte Reisegruppe noch nicht da war – was für ein Glück.


Da wir heute auch noch ins Mittelmeer wollten, hieß es nun rechts ist Gas und los. Wir haben uns trotzdem für die landschaftlich attraktive Strecke an der Küste und durchs Gebirge entschieden. Mir war es recht, ich liebe Serpentinen, der Junior ist kurvenfest und der Gatte hatte die Idee und schwankte zwischen „ich brauch gleich ne Kotztüte“ und „tolle Aussicht“ – also mal wieder für JEDEN etwas dabei.



Nach einer Fahrt durch die Wolken und viel Lenkarbeit sind wir in Himare angekommen. Die letzten Meter sind schon krass: Du kommst vom Berg runter und bist schon fast im Mittelmer.

Parkplätze sind hier in Himare eine Katastrophe oder so gut wie nicht vorhanden, also haben wir uns mit dem örtlichen Parkplatzbetreiber arrangiert und ein relativ günstiges Abo bekommen. Ferienwohnung war dann auch gefunden, die Adressangabe war etwas vage. Großer Schreck – Kind nicht mitgebucht! Unsere griechischen Vermieter waren aber sehr kulant und wollten nicht einmal Aufschlag. Nun haben wir eine kleine Wohnung ganz dicht am Wasser und werden aktuell aus drei Bars parallel beschallt – Schlaf wird ja generell eh überbewertet. Vor dem Essen in einer uns schon bekannten Pizzakette waren wir noch kurz im Wasser – irgendwie ziemlich kalt, aber salzig und erfrischend. Genau richtig auch direkt nach dem Aufstehen – dann ist man auch nach einer recht kurzen Nacht gleich wieder voll da!