Akt 2 – Tag 3
Nach dem morgendlichen Schockfrostbad haben wir uns heute recht zügig auf den Weg in Richtung Syri i Kaltër gemacht. Das Frühstück gab es gleich im Auto, denn die Anreise zum „Blauen Auge“ zieht sich etwas. Die Entfernung ist eigentlich gar nicht so groß, aber durch die schlechten und meist kurvenreichen Bergstraßen ist man doch immer etwas länger unterwegs.
Beim „Blauen Auge“ (albanisch Syri i Kaltër) handelt es sich um eine sogenannte Karstquelle und auch um die bedeutendste touristische Attraktion in Albanien. Dementsprechend hoch ist auch der Andrang und auch das Gelände ist an die touristischen Ansprüche angepasst. An der Quelle selbst kann man sehr gut sehen, wie das Wasser an die Oberfläche kommt. Auch die Farbgebung ist absolut sehenswert: Durch das helle Gestein im Quellteich schimmert es in einem schönen Türkiston. Abzuwarten bleibt, wie lange dieses Naturschauspiel noch so erhalten bleibt, im Quelltopf badende Touristen und die allgemeine Müllproblematik dürften nicht sonderlich förderlich für dieses Naturschauspiel sein. Die Quelle befüllt im Zusammenspiel mit „Sprudelorten“ einen Stausee und sorgt damit für ausreichend Ökostrom, zumindest wohl rein rechnerisch. Die Kosten sind absolut überschaubar, das Parken kostet 3 EUR und der Eintritt liegt altersunabhängig bei 0,50 EUR pro Person.




Damit sich die lange Anreise auch lohnt, sind wir gleich noch nach Gjirokastra weitergedüst, aber bevor wir der Stadt unsere Aufwartung machten, haben wir noch die Ausgrabungsstätte der Stadt Antigonea besucht. Diese wurde 295 v. Chr. gegründet und nach dem Vorbild griechischer Städte angelegt. Heute finden sich dort noch Reste einer späteren Kirche und natürlich die Grundmauern diverser Gebäude, auch Teile des Marktplatzes (Agora) wurden freigelegt. Mich haben die Thermen auf Sardinien mehr beeindruckt, geschichtlich sehr Interessierte werden aber auch sicher von dieser Stätte beeindruckt sein. Das Gelände sollte mit outdoortauglichem Schuhwerk betreten werden und ist auf keinen Fall barrierefrei. Die Anfahrt ist über eine enge und kurvenreiche Straße, bei der auch schon einmal ein Stück abgestürzt sein kann, machbar, aber nicht komfortabel. Auf tierische Verkehrsteilnehmer sollte man auf jeden Fall immer gefasst sein, ich habe auf dieser Strecke nicht gezählt, welches Getier wie oft am Straßenrand oder auf der Straße anzutreffen war.



Also die landwirtschaftlich schöne Straße wieder zurück nach Gjirokaster, um die Burg zu besichtigen und einen Blick von oben auf die seit 2005 zum Weltkulturerbe ernannte Stadt zu erhaschen. Etliche Gebäude haben ein Schieferdach und leuchten silbrig, wenn die Dächer nass sind. Daher auch der Name, abgeleitet vom griechischen „Silberberg“.

Die Burg selbst ist sehr gut zu erreichen und man kann fast direkt vorm Tor parken, nur bei der Wegfindung darf man sich nicht von googlemaps verwirren lassen – einfach die Richtung beibehalten und mögliche Auffahrten nutzen. In der Burg befinden sich diverse Kanonen oder Haubitzen – die nicht zur eigentlichen Epoche gehören – ausgestellt und auch ein Militärmuseum, für das noch einmal ein separates Ticket gelöst werden muss. Der Ursprung der Burg liegt auch bei den Griechen, die den Süden Albaniens ziemlich prägten. Die Ausmaße der Anlage sind sehr beeindruckend und auch ohne das Militärmuseum kann man eine ganze Weile mit der Erkundung zubringen.



Bei der ganzen Reiserei hatten wir immer wieder viehischen Besuch auf der Straße, besonders witzig fanden wir den Mann, der seinen Esel mit dem Smartphone fernsteuern wollte und sich so gar nicht um die blechernen Verkehrsteilnehmer kümmerte.

Nach unserer Reise haben wir noch ein Bad vor der Haustür genommen, ein bisschen mit der Hoffnung, dass die Wassertemperatur etwas gestiegen wäre – Pustekuchen, wieder arschkalt. Meine neue Theorie ist, das die Anwohner die ganze Zeit Eiswürfel ins Meer schmeißen, damit nicht noch mehr Touristen vorbeikommen.
Wer nun bis hier durchgehalten hat, bekommt nun auch noch die kulinarischen Abendnachrichten: Wir hatten uns für heute ein griechisch-albanisches Restaurant ausgesucht. Die Speiseauswahl war auch entsprechend aufgeteilt und wir Erwachsenen haben dann nach der Hälfte getauscht. Das Essen hat unsere Erwartungen leider nicht erfüllt, der Preis diese aber übertroffen. Natürlich haben wir auch die Lage an der Promenade mitbezahlt. Für drei Leute 52 EUR ist für deutsche Verhältnisse recht günstig, aber bis jetzt unser teuerstes Essen in Albanien – mit dem Urteil: Qualität ungenügend!


