Sardinien: Der Westen – Kapitel 10
Sardinien: Der Westen – Kapitel 10

Sardinien: Der Westen – Kapitel 10

Oristano und etwas weiter

Unser heutiger Ausflug führte uns nach Oristano. Die Stadt hat zwar nur etwas mehr als 30.000 Einwohner, verfügt aber über eine zweispurige Einfallschneise, an der sich etliche Discounter, Autohäuser und Supermärkte versammelt haben. Wir haben erst einmal das Museum „Antiquarium Arborense“ besucht und dort noch einige Fundstücke aus Tharros (siehe Kapitel 7) und der Nuraghenzeit bestaunt. Witzigerweise habe ich dort auch einen ziemlich alte Bäckerkollegin gefunden, die ich zu einem spontanen Fototermin überreden konnte.

Bäcker unter sich.

Nach dem Museo haben wir dann die Altstadt erkundet – es gab aber nicht so viel davon, da Oristano nach oder mit der vollständigen Eroberung Sardiniens durch Aragón (später Spanien) ziemlich stark an Bedeutung verloren hat. Heute ist es das größte landwirtschaftliche Zentrum Sardiniens, mehr Altstadt bekommt es deswegen trotzdem nicht.

Es war dann auch schon Mittag und ein kleines Hüngerchen meldete sich. Auf dem Weg zum Museo hatten wir in einer Seitenstraße der Altstadthauptstraße ein kleines Restaurant (Link zu Restaurantguru) gesehen und haben dort vorbeigeschaut, um das Angebot zu prüfen. Die Mittagskarte haben wir zuerst großzügig übersehen, aber die Bedienung hatte unser Bedürfnis rechtzeitig mitbekommen und zeigte uns die Tafel hinter uns. Nach dem kurzen Studium derselben entschlossen wir uns spontan zu einem warmen Mittagessen. Diese Entscheidung war goldrichtig! Wir hatten Ravioli mit Ricotta und sardischem Safran und eine Quiche mit Gemüse und Tomino (einem leckeren Weichkäse) on top. Der Sohnemann brauchte Zucker und nahm dementsprechend eine Crostata (also Kuchen).

Das Essen war super lecker und auch sehr ansprechend angerichtet – ein voller Erfolg!

Da die Bedienung (des Englischen mächtig) den „Sweety“ immer wieder „beautiful“ fand, haben wir irgendwann gefragt, ob sie ihn haben möchte. Nachdem sie zuerst meinte, sie hätte schon drei Mädchen, kam sie später mit Fotos der Töchter und fragte den jungen Mann, welche er denn als Freundin haben möchte. Die spontane Kinderhochzeit haben wir dann doch verschoben, aber wir hatten alle viel Spaß dabei.

Gut gestärkt und gut gelaunt sollte es weiter durch die Region Arborea zu einem tollen Strand gehen. Auf dem Weg dorthin gab es noch eine Kirche – Basilica di Santa Giusta -, bei der verschiedene Bauteile aus früheren Epochen wiederverwendet wurden.

Im Hauptschiff verbaute man Säulen und Kapitelle aus dem historischen Tharros und vermutlich auch aus anderen Bauwerken – quasi eine Art frühes Recyclingprojekt.

Auf dem weiteren Weg war eine Brücke, die uns 30 km Weg sparen sollte, nur in eine Richtung befahrbar. Natürlich war dies nicht unsere Richtung – der Zonk war voll bei uns. Da uns die Zeit davonlief, disponierten wir einmal komplett um und traten den Rückweg an: also wieder an den grünen Feldern der Arborea vorbei. Es gibt dort auch eine große Molkereigenossenschaft. Die Produkte von dort kaufen wir schon seit unserem ersten Besuch auf der Insel. Sogar Reisfelder konnten wir sehen und waren immer wieder begeistert, wie viel grün auch im Sommer auf der Insel zu finden sein kann. Vor lauter Begeisterung haben wir das Fotografieren vergessen. Weil wir aber noch einen weiteren Ausflug in diese Richtung auf dem Schirm haben, reiche ich weitere Bilder in einem anderen Kapitel nach.

Da unsere Vorräte dringend aufgefüllt werden mussten, haben wir uns zum Besuch des Conad-Supermarktes in Oristano (zweispurige Ein- und Ausfallstraße) entschlossen. Zum Anfang war alles gut. Die Frau an der Wursttheke hatte Geduld mit meinem schlechten Italienisch und ich habe alles bekommen, was so gewünscht wurde. Dann kam das Abenteuer Kasse.

Die Kassiererin hatte die Ruhe mit RIESENGROSSEN Löffeln gefressen. Es standen gut sechs oder mehr Leute an der Kasse, schnelles Arbeiten hat sie konsequent vermieden und ihren Stiefel durchgezogen. Irgendwann waren wir dann auch an der Reihe und es zog sich. Die bessere Hälfte war der Meinung, auf Toilette zu gehen, während ich ja weiter warten, einpacken und bezahlen kann. Die Idee, dass ich eher fertig bin, ging natürlich nicht auf. Lag es daran, dass die Kassiererin auch wieder bunt lackierte Fingernägel hatte wie auch die Toilettenfrau in Tharros (Kapitel 7)? Scheinbar werden wir in diesem Jahr von Frauen mit bunten Fingernägeln, die an neuralgischen Punkten arbeiten, verfolgt. Wir halten die Augen offen und werden selbstverständlich weiter berichten, wenn wir diesem Phänomen wieder begegnen.

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